Johann Puch
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Quelle: Herbert Völker, Die Presse 17.10.2012 Der Name, die Marke Puch ging letztlich im Magna-Konzern des Frank Stronach auf. Stronach würde in Johann Puch allerdings nie ein Vorbild oder einen Vorläufer sehen. Mit einem einzigen Patriarchen ist die Region ja wohl ausreichend bedient, und wer braucht schon eine Ikone neben Stronach? |
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Entsprechend fulminant weitete sich das Geschäft aus, auch im Export, und jedes Jahr wuchs die Belegschaft um hundert Leute. Puch war kein Konstrukteur, aber er hatte ein unglaubliches Gespür für Innovation und tat alles, um die richtigen Leute zu engagieren und die jeweils besten Maschinen anzuschaffen. Konnte man vorerst nur mit dem „berühmten englischen Weldless-Stahl“ Eindruck schinden, so schuf Puch nach ersten Erfolgen rasch seinen eigenen Mythos, den vom steirischen Stahl, dem härtesten unter der Sonne. Wer wollte da noch das englische Zeug? Noch wichtiger waren natürlich die Reifen, tausendmal verflucht von den frühen Radlern. Puch reiste zu allen Pneumatik-Lieferanten, verglich vier, fünf Systeme im Dauertest, schloss mit Dunlop ab, wechselte bald auch wieder. Wieder diese Rastlosigkeit, das dauernde Abklopfen der Zulieferer, wohl auch einige Show und einiges Tricksen. Dass er zeitlebens in der gemischten Wohngegend des Grazer Lendviertels blieb und keine feine Villa bauen ließ, spricht für seine Schwerkraft unter den normalen Leuten, vielleicht aber auch dafür, dass ihm das eheliche Heim nicht unbedingt Lebensmittelpunkt war. |
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Zeitabläufe im Puch Leben und die Firmennamensgebungen |
1889 Februar suchte er um eine Bewilligung als Betriebstätte ebendort an. März kam die Absage der Bewilligung und er fechtete diese juristisch an. Gleichzeitig mietete er einen Platz in der Schlosserei Heinrich Sax und meldete dort in der Arche Noe 12 das handwerkliche Schlossergewerbe an. April wurde diesem stattgegeben. Dort machte er Fahrradreperaturen. Ebenso gab derStadtrat auch seinem Einspruch in der Strauchergasse nach und ab November konnte er dort in vollem Umfang seine Tätigkeiten nachgehen. 1890 Februar - Ansuchen für das "freie Gewerbe der fabriksmäßigen Erzeugung von Fahrrädern in dieser Hauptstastadt mit Standort Strauchergasse 18a" Juni kam die Bewilligung. Beginn der Puchfahrräder, unter den Namen "Styria" - dort beschäftigte er durchschnittlich 20 Mitarbeiter - 1891 Mai, erweiterte er seine "Fabrik" um die Dependance in der Karlauerstrasse 26 und mietete dafür dort einen Teil in der Fabrik von Herrn V. Gerth 1. Juli änderte er den Betriebsnamen in eine Offene Handelsgesellschaft um 17. Juli wurde die Firma als "Johann Puch & Comp., fabriksmäßige Erzeugung von Fahrrädern" ins Grazer Handelsregister eingetragen |
1892 Juni wurden in der Karlauerstrasse 34 Arbeiter beschäftigt 1894 Oktober wandelte er die OHG in eine Kommanditgesellschaft um um Fremd-Kapital für Expansion aufzustellen 1891 Radelte er den Mitstreitern des Rennens Triest Wien entgegen und begleitete er sie auch weiter Richtung Wien und verkühlte sich dabei.. Die Lungenetzündung konnte er genesen, aber gesundheitlich war er nun angeschlagen |
1896 Styria Damenrad |
1897
nach einem Herzleiden musste er die Firma und die Expansion vernachlässigen. Um diese finanziell weiter realisieren zu können ging er ein Geschäft mit der " Bielefelder Maschinen-Fabrik" vormals " Dürkopp & Co., Aktiengesellschaft in Westfalen ein. Die alten Komanditen wurden im Handelsregister gelöscht. Die reorganisierte Firma hies ab Februar " Johann Puch & Comp., Styria-Fahrradwerke" und bezog eine neue Betriebstätte in der Baumgasse, die ehem. Kastenbaum-Mühle Juli schied Puch, finaziell abgefertigt von seiner Firma aus. Hatte nun zwei Jahre eine Konkurrenzklausel mitbekommen Der Riese schluckte den Zwerg.... Dezember gründete er versteckt unter den Namen seinem Mitarbeiter und Mitstreitern Anton Werner und Martin Nöthig, welche auch aus der Frima ausgeschieden sind die Firma "Grzer Fahrradwerke Anton Werner & Comp." mit Standort Laubgasse 8-10 Als Fahrradmarke wählte er "Styria-Original" 1898 soll Puch seinen ersten Motor gebaut haben 1899 im Mai löschten sie obige Firma aus dem Handelsregister, da die Konkurrenzklausel ablief. September gründete er die neue Firma "Johann Puch - Erste steiermärkische Fahrrad-Fabrik-Actien-Gesellschaft in Graz" 1900 baute er das Tricycle mit Vorbild De Dion 1903 begann er mit Serienproduktion von Motorrädern 1906 begann mit fabriksmässiger Herstellung von Automobilen 1909 bis zu diesem Zeitpunkt gab es zwei in Graz ansässige Firmen, welche den Namen Puch trugen. Juni wurde "Styria-Fahrradwerke Johann Puch & Comp." durch die "Vereinigten Styria-Fahrrad- und Dürkopp-Werke AG" übernommen. 1911 hatte Puch seinen ersten schweren Herzanfall 1912 hatte er eine weitere ernstzunehmende Herzattacke und auf Anraten des Arztes schied er aus der aktiven Leitung seiner Firma aus. Arbeitete aber weiter unermüdlich an seiner Idee weiter. 19. Juli 1914 ein paar Tage vor Ausbruch des Weltkrieges verstarb Johann Puch. Im Mai wurde die Firma durch Generalversammlung in "Puch-Werke Aktiengesellschaft" umbenannt. Erste Republik Österreich 1923 Einstellung der Automobilproduktion 1928 nach vielen Gerüchten der Fusionierung und auch loser Zusammenarbeit wegen wirtschaftlichen Turbulenzengingen die "Österreichischen Daimler-Motoren-AG" in Wiener Neustadt und "Puch-Werke Aktiengesellschaft" zusammen und nannten sich ab Dezember "Austro-Daimler-Puchwerke AG" |
Ständestaat Österreich
1933 In Wiener Neustadt wurde der Betrieb stillgelegt 1934 Oktober fusionierten die "Steyr Werke AG" in Steyr und Puch in die "Steyr-Daimler-Puch Aktiengesellschaft" Die Maschinen Wiener Neustadts wurden nach Steyr transferiert - Automobilpoduktion Die Fahrradproduktion wurde ausschliesslich von nun an in Graz etabliert. Die Motorradproduktion blieb in Graz |
Drittes Reich 1939 spätestens in diesem Jahr sind die Fahrräder von Steyr Daimler Puch AG vollends gleich, egal ob sie Puch, Styria, Steyr u.ä auf den Steuerkopf stehen haben 1943/44 Im Süden von Graz wurde das 500 000m2 grosse Werk Thonsdorf aus dem Boden gestampft. Mit 120 000m2 verbauter Fläche. dies sollte bis Mitte der 1950er Jahre eines der modernsten und grössten Zweiradproduktionstätten Europas bleiben. Zweite Republik 1945 Hälfte des Werkes wurde durch Bomben zerstört 300 Arbeiter verblieben Herbst wurden wieder Fahrräder produziert |
1950er Jungmeister 1953 S 60 click aufs Prospekt um zu vergrössern 1960er - Rex, Damen, Herren 1974 - MV 50 |
1946 ersten Nachkriegsmotorräder verliesen das Werk 1952 wurde das Werk Thonsdorf von den Besatzungsmächten (Briten) wieder freigegeben. Es wurde praktisch alles dort produziert: Ketten, Rahmen, Lichteanlagen, Pedale, Freilaufnaben etc. 1964 hatte sich die Produktion gegenüber 1937 verachtfacht, die Beschäftigenzahl ist von 1725 auf 5000 angestiegen. Export in 80 Staaten der Welt, erste Stelle USA - 100 Jahre Steyr Werke - |
1986 Umwandlung des Bereiches Graz in " Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik Ges.m.b.H." 1987 beschloss die Generalversammlung die Zweiradfertigung zu Gänze einzustellen und dies etappenweise bis 1989 durchzuführen Die Fertigungsanlagen und der Name Puch wurde an Piaggio Konzern verkauft, welche die Modelle vorerst weiterführen sollten. Es wurden in der 2. Republik somit 7,827.364 Steyr Daimler Puch Fahrräder erzeugt. Warum die Fahrradproduktion just in einer Zeit des Mountainbikebooms, also dem Aufschwung der restl. Fahrradindustrie, verkauft wurde ist höchstwahrscheinlich einigen selbstbereichernden Politikern zuzuschreiben ( Anmerkung des Verfassers) Die Puch Räder, also nach 1987 sind nun keine österreichischen Räder mehr. 1997 Der Name Puch wird von Piaggio an den schwedischen Fahrradriesen Cycleeurope verkauft. Dieser hortet Fahrradmarken, wie Gitane, Bianchi, Crescent, Monark uva. 2011 begann das Familienunternehmen Faber GmbH in Wien den Namen Puch wieder aufleben zu lassen. Sie mieten den Namen bei Cycleeurope und lassen Aluräder mit den alten bekannten Puchnamen versehen, wie Clubman, oder Sprint. Hergestellt sind diese jedoch nicht in Österreich. Schade, daß nicht wieder Stahl als Material gewählt wurde, erlebt dieser ja wieder eine grosse Renaissance und wäre passend zu Puch und vor allem Konkurrenzlos in dem Aluraddschungel da draussen (Anmerkung des Verfassers) |
Einige Puchs verwendete ich für meine "Spezial Konstruktionen" Sonnenblume Swing Bike Cavette Fixi Retro (In) Direkt Glattverkehrt |